... die Welt retten, hieß es vor gut zehn Jahren. Aber egal, ob wir noch 148 oder 148.713 Mails checken müssen, bevor wir etwas Großes tun können. Immer sehen wir schon die nächsten Dinge auf uns zukommen, ohne dass wir die aktuellen Dinge erledigt haben. Das ist zugleich erschreckend und faszinierend. Erschreckend, denn wir haben den Eindruck, nie zu einem Ende zu kommen – oder auch nur richtig anfangen zu können. Kaum sind die ersten Schritte auf wackeligen Füßen und nach dem Prinzip „learning by doing“ gemacht, da stellen wir schon die Frage, wann der erste Marathon ansteht. Als würden wir einem Kind sagen:
„Wenn Du schon laufen willst, dann solltest du auch gleich rennen. Sonst lohnt sich das ja gar nicht.“ Faszinierend, weil es zeigt, dass noch so viel mehr gehen könnte, wenn wir nur erstmal die laufenden Aufgaben erledigt hätten.
Die Werbung will uns manchmal weismachen, dass die Lösung für alle Probleme schon da ist und wir nur noch dieses eine Produkt brauchen. Vor etwa 20 Jahren sollte es der Formularserver sein, der das E-Government abschließend ermöglicht. Heute versprechen uns sog. „low-code“-Umgebungen, dass jede Fachkraft ihre Tätigkeiten am eigenen Arbeitsplatz automatisieren kann, und wenn erst KI und Quantencomputer... ja, dann ...
Die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass es nicht reicht, wenn man nur noch kurz... Auf einem langen Weg muss man einen Schritt nach dem anderen machen. Und komplexe Probleme erfordern in der Regel komplexe Lösungen, auch wenn wir versuchen, die Komplexität möglichst einfach beherrschbar zu machen.
Wie wir dabei vorgehen, hängt davon ab, wieviel Erfahrung wir mit der komplexen Aufgabe – oder etwas Vergleichbarem – haben. Dann können wir ggf. auf etablierte Methoden zurückgreifen, die uns relativ sicher von der definierten Aufgabenstellung zu einer soliden Lösung bringen. Dass das auch schiefgehen kann, haben wir alle schon erlebt, – etwa dann, wenn sich die Aufgabenstellung im Laufe der Bearbeitung ungeplant verändert. Bei innovativen Themen gehören die „moving targets“ zum Geschäft. Hier kann man ja gerade nicht auf Routine zurückgreifen und manche Dinge klären sich erst, wenn man die ersten Schritte gemacht hat.
Methoden, die es einerseits erlauben, in einem dynamischen Umfeld Lösungen für sich entwickelnde Anforderungen zu bauen, und die andererseits einen Ordnungsrahmen für die Entwicklung definieren, haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Dabei wird besonderer Wert daraufgelegt, von der groben Idee über eine klarere Aufgabenstellung zügig zu einem Prototyp zu kommen, an dem man „mal etwas sehen“, mit dem man erste Schritte machen kann. Am konkreten Beispiel entwickeln sich die Gedanken, wie es weitergehen soll, in der Regel besser als wenn man versucht, alle Details vorab auf dem Papier zu definieren. Dabei muss man jedoch im Auge behalten, dass der Prototyp nicht schon die Lösung ist. Der Übergang zum Produkt kann dann zwar auch iterativ mit immer besseren und umfangreicheren Zwischenergebnissen erfolgen, aber auch diese Entwicklung bedarf geeigneter Methoden. Eben diese Methoden entscheiden auch beim Managen von IT- Projekten über Erfolg oder Misserfolg der Vorhaben. Wie die HZD dabei vorgeht, lesen Sie im Schwerpunkt dieser INFORM-Ausgabe.
Also schnell noch die Mails checken und dann geht's aber los!