Die Welt der IT bietet ständig Neues. Was wir als neu empfinden, kann durchaus variieren – für die einen ist es Neuland, für die anderen ein „alter Hut“, aus dem sich aber auch für „Digital Natives“ die eine oder andere Überraschung hervorzaubern lässt. Sich mit spannenden Themen und neuen Technologien zu beschäftigen, dient aber nicht nur dem Selbstzweck, sondern dem Gewinn von Erkenntnis oder dem Erarbeiten von neuen Lösungen für bestehende oder ebenfalls neue Aufgaben und Herausforderungen.
Als vor zehn Jahren die erste Web-Lounge erschien, drehte sich diese um das Phänomen der Garage als Ort für kreatives Arbeiten an innovativen Ideen – als Kondensationskeim für das, was wir heute als Silicon Valley kennen. Auch wenn das Aufstellen einer Garage ein Unternehmen nicht innovativ macht oder „Collaboration Spaces“ nicht ohne Weiteres zu mehr Zusammenarbeit führen, haben wir doch gerade durch die Pandemie vermehrt gelernt, dass die räumliche Arbeitssituation mit der Art zu arbeiten und vor allem zusammenzuarbeiten stark verknüpft ist.
Dass dies wiederum die Ergebnisse unserer Arbeit beeinflusst, hat schon 1968 der amerikanische Informatiker Melvin Conway beschrieben. In „Conways Law“ zusammengefasst stellt er fest: „Organisationen, die Systeme entwerfen, [...] sind gezwungen, Entwürfe zu erstellen, die die Kommunikationsstrukturen dieser Organisationen abbilden.“ Häufig wird dieses Gesetz im Hinblick auf die Art verstanden, wie wir IT-Systeme und speziell Software-Systeme bauen. Dies einmal im Zusammenhang mit Cloud-Anwendungen und Micro- Services zu diskutieren, wäre sicher spannend. Doch Conway selber fasst den Begriff „System“ weiter. Es kann sich z. B. um das öffentliche Verkehrswesen oder auch eine Theorie handeln. Den Zusammenhang zwischen solchen Systemen und den Kommunikationsstrukturen stellt Conway her, indem er das zu entwerfende System zerlegt und die Ausgestaltung der Teilsysteme an Teilorganisationen delegiert. Damit kann schon die Zusammensetzung eines solchen Teams Entwurfsentscheidungen vorwegnehmen.
Wenn wir Conways Prinzip auf die Frage anwenden, wie wir innovative Lösungen entwickeln wollen, fallen zwei Aspekte ins Auge, die die Kommunikation und damit das „Design“ beeinflussen: Abgeschlossene Einzelbüros und eine allein auf Videotelefonie gestützte Kommunikation führen zu anderen Ergebnissen, als wenn wir uns spontan, offen und von Angesicht zu Angesicht austauschen können. Aber Räume allein genügen nicht, wenn wir als Organisation innovativ sein wollen. Auch die Zusammensetzung von Teams, die neue Lösungen designen, hat laut Conway wesentlichen Einfluss. Nicht umsonst setzen „kreative“ Methoden wie Design Thinking auf interdisziplinäre Teams, um sowohl den Problemraum als auch den Lösungsraum zu erweitern.
Sind wir denn in den vergangenen zehn Jahren kreativer und innovativer geworden? „Auf jeden Fall!“ möchte ich sagen, auch wenn sicher noch viel Luft nach oben ist. Innovation ist als Wert und Konzept in der HZD spürbar. In der räumlichen Situation spiegelt sich das bisher nur bedingt wieder – auch dies nicht zuletzt in Folge der Pandemie. Ein Innovationslabor – als Konzept für Raum und für Kommunikation – soll uns dabei helfen, noch besser zu werden. Eins scheint dabei jedoch sicher: Wir werden dafür keine Garage aufstellen.